Kolumne zur Flaute Programme
Stefan Zwanzger

Der genervte Betreiber

München, den 24.03.2002

Dem Betreiber dieser Seite wird in letzter Zeit öfter schlecht. Das passiert immer dann, wenn ein neuer Gewinnspiel-Service auf den deutschen Markt rollt. Sagen wir lieber: "robbt".

Zuletzt kursierten Angebote bei eBay, doch für ca. 6000 Euro eine Gewinnspiel-eintragungs-Software zu ersteigern. Ein Gruppe ehrwürdiger Steigerer haben sich dann hochgeboten.

Es ist schon lustig: vor zwei Jahren um dieselbe Zeit (damals gab es Geldverdienst.de auch schon über ein Jahr) saßen tausende kreative Köpfe zusammen und haben sich geniale, aber eben einfach noch vollkommen unlukrative Businessmodelle für die Zukunft ausgedacht. Das war im Frühjahr 2000. Jetzt sitzen ein paar dutzend schamlose Imitatoren vor ihren Rechnern und kopieren die wenigen funktionierenden Modelle. Wobei sich ironischerweise folgendes breitgemacht hat: nicht nur die Angst vor unrentablen Geschäftsmodellen, ungeduldigen Venture-Capitalisten (siehe Cartoons) und unabwendbaren Massenentlassungen, sondern offensichtlich auch die Angst vor neuen Ideen!

Was sind das für Leute, die da jetzt denken, der Markt wartet auf ihren "neuen" Gewinnspiel-Eintragsdienst? Die es wagen, auch nur irgendjemandem davon zu erzählen, sie hätten da "einen Service gegründet, der den automatischen Eintrag in Gewinnspiele vornimmt"? Eine geradezu terroristische Tat!

Wir können jedoch einen Schluss aus dem anfänglichen Erfolg der Gewinnspieldienste ziehen, mit den intellektuellen Ansprüchen eines Milchmädchens: Offline-Produkte wie Bücher und Birnen werden einfach noch nicht genügend online gekauft. Die Menschen müssen zu lange auf die Lieferung warten oder haben kein Vertrauen. Die Konversionsraten sind niedrig, die Margen sind gering und so verdienen auch die Partnerprogramm-Teilnehmer nichts. Die Lösung: frech umworbene virtuelle Produkte aus eigenem Hause, die so wertlos sind, daß man über 50% an seine Partner abgeben kann. Klingt böse, ist aber so. Fazit: alle verdienen Geld, inklusive der nach neuen Erlösquellen schreienden Portale!

Aber wo bleiben denn die Ideen für Nicht-Gewinnspiel-Services? Allein der Schreiber dieser Zeilen hätte 5 Modelle im Kopf. Und wartet darauf, daß sie jemand realisiert.

Ein Aufruf also an alle Beweger, die in ihrem Unternehmen noch einen Designer und zwei Programierer haben: kündigt dem Marketing-Mann und erschafft euch euer virtuelles Produkt! Bewerbt es mit einem Mega-Partnerprogramm im Stile von Shortwin und mit dem Format der Bild-Zeitung und werdet vermögend und vielgeliebt. Und hütet euch vor der Konkurrenz. Sie wird nicht in Scharen kommen, sondern in Schwärmen!