Interview mit Affilinet Programme
Affilinet

Online Marketing braucht keine Stadt. Zwischen Wiesen und Wäldern steht ein modernes Bürohaus in der bayerischen Voralpenlandschaft bei Ebersberg. Das rustikale Unternehmen "Baumann's Küche und Bad" teilt sich ein Haus mit der affilinet GmbH.


Pferde Eingang Office


Affiliate.de-Betreiber Stefan Zwanzger und Alexander Gaigl besuchten am 07.09.2005 den first mover und immer noch größten Player unter den Affiliate Netzwerken in Deutschland, der durch die 100%ige Beteiligung von United Internet gerade mit neuem Personal bestückt wurde. Die Konkurrenz mit Google AdSense war unser Hauptthema.

Niels Dörje Thomas Mössner

neuer Kopf:
Managing Director Niels Dörje

von Anfang an dabei:
Thomas Mössner


Affiliate.de: Google AdSense sieht man beim Surfen mittlerweile auf fast allen Webseiten. AdSense ist bequem, man baut den Code einmal ein, muss das Partnerprogramm nicht wechseln, es gibt keine Stornos, es gibt keine Auszahlungsprobleme, der Verdienst pro Klick ist sehr hoch und mittlerweile gibt es sogar Überweisungen in Euro. Wie reagiert affilinet auf diese Entwicklung?

Affilinet (Niels Dörje): Wir nehmen diesen Prozess ernst und setzen uns sehr wohl damit bewusst auseinander. Das sieht man glaube ich an dem "Relevance Ad" Werbemittel, das wir mit eBay und anderen Partnern zusammen entwickelt haben! Auf der anderen Seite gibt es immer noch die klassischen Werbemittel, die klassischen Werbeformen im Affiliate Marketing, die auch weiterhin nachgefragt und eingebunden werden.  Affiliate Marketing ist ein langfristiger Vertriebskanal mit langfristigen Partnerschaften, nicht wie Google Adsense ein Werbekanal. Das ist der wesentliche Unterschied, der zunehmend allem Marktteilnehmern immer klarer wird. Bei Google greift eine ganz andere Logik. Aber auseinandersetzen müssen wir uns mit dem Thema und wir werden in diesem Bereich auch selber aktiv werden.


Affiliate.de: Dürfen wir raten? Sind es rotierende Partnerprogramme? Und das, das auf der jeweiligen Seite am Besten konvertiert, wird am häufigsten eingeblendet?

Affilinet (Dörje): Auf diese Frage werden Sie von mir keine Antwort bekommen. Aber es gibt mehrere Ansätze, wie man das Thema auch im Affiliate Marketing platzieren kann. Diese Google-Logik ist auch anders einsetzbar. Insofern können Sie gespannt sein.


Affiliate.de: Am Ende will der Affiliate Geld verdienen. Ob nun mit Google AdSense oder mit der "langfristigen Partnerschaft mit einem Partnerprogramm"...

Affilinet (Thomas Mössner): Unsere Top-Partner arbeiten nicht umsonst auf Lead- oder Sale-Basis, die kennen ihren Traffic, den Wert ihres Traffics, und werden von den Programmbetreibern auch mit entsprechend guten Raten versehen. Top-Partner brauchen nicht unbedingt Google Adsense um erfolgreich zu sein. Wer guten Traffic hat, kann sehr viel Geld verdienen mit Leads und Sales.


Affiliate.de: Wenn Sie von den "Top-Partnern" sprechen, meinen Sie sicher die SEO's und die Keyword Advertiser. Der klassische Content-Affiliate mit seiner Webseite wird sich aber zweimal überlegen, ob er für Google AdSense wirbt oder sich den "Stress" mit Partnerprogrammen macht. Oft, nicht immer, schneidet AdSense besser ab.

Affilinet (Mössner): Das mag sein.

Affilinet (Dörje): Manchmal frage ich mich, warum wir überhaupt diese Konkurrenz-Situation mit Google AdSense auf dem deutschen Markt haben. Warum sieht der Advertiser nicht selbst, er kauft bei Google AdWords und damit bei Google AdSense einen Klick für 45 Cent ein und bei seinem Affiliate Programm will er nicht mehr als z.B. 5 Cent oder 2 Euro pro Lead ausgeben. Da liegt die große Aufklärungsarbeit, die wir leisten müssen. Es ist unglaublich schwierig, dem Programmbetreiber klar zu machen, dass er sich damit selber konterkariert. Klar, wir stecken mit affilinet natürlich tief in der Materie. Aber wir müssen eben auch den einzelnen Advertiser dahin bringen, diesen Zusammenhang zu verstehen und die gezahlten Preise in letzter Konsequenz auch in den Affiliate Netzwerken eher anderen Online Marketing Kanälen anzupassen.


Affiliate.de: Fast alle ihre Programmbetreiber sind auch Werbetreibende bei Google.

Affilinet (Dörje): Aber die Wahrnehmung ist trotzdem unkontrolliert.


Affiliate.de: Ja. Vielleicht weil bei Google dieser Hochsteigerungseffekt greift.

Affilinet (Dörje): Die Wahrnehmung von AdSense und Affiliate Programmen ist so unterschiedlich, wenn Sie mit Advertisern über dieses Thema sprechen. Das Zusammenspiel dieser beiden Kanäle ist noch nicht allen Marktteilnehmern bewußt.


Affiliate.de: Die Programmbetreiber haben den Zusammenhang nicht verstanden?

Affilinet (Dörje): "Nicht verstanden" wäre jetzt eine Unterstellung. Es ist nicht so, dass sie es nicht verstanden haben...


Affiliate.de: Anders formuliert: es sind einige dabei, die noch nicht
Niels Dörje

"Wenn ein Advertiser seine Preise beim    Partnerprogramm nicht nach oben zieht, verliert er vielleicht seine SEO's
an Google AdSense"

wissen, was sie damit eigentlich "anrichten"...

Affilinet (Dörje): Ja, denn als Advertiser würde ich mir darüber Gedanken machen: wenn ich meinen Preis jetzt nicht nach oben ziehe bei affilinet, dann kann ich mich zwar über meine Google-Einkäufe freuen, aber womöglich gehen dann meine SEO's auch zu Google. Das kann aber doch nicht mein Weg sein, ich will als Advertiser ja meinen langfristigen Vertriebskanal unterstützen.

Affilinet (Mössner): Bei Google weiß ich als Advertiser auch nicht, wer meine Top-Vertriebspartner sind.    


Affiliate.de: Aber Fakt ist, dass viele Lead- und Sale-Provisionen mit den Klickverdiensten bei Google AdSense nicht mithalten können. Wenn man bei Google AdSense z.B. 30 Cent pro Klick verdient und ein Partnerprogramm aus demselben Bereich 2 EUR pro Lead bezahlt - so gut kann das gar nicht konvertieren, dass sich das rechnet. Ist mit Google AdSense die Zeit der Lead- und Sale-Provisionen unter 1 Euro nicht irreversibel vorbei?

Affilinet (Mössner): Das ist ein schwieriges Thema. Aber ich glaube nicht, dass es generell vorbei ist. Es gibt auch Partner, die es schaffen, mit einem Ein-Euro-Lead eine gute Conversion zu generieren. Sonst wären ja alle Affiliates plötzlich bei Google AdSense. Und das ist nicht so. Unser Partnerpool wächst und auch der Pool der Partner, die eine Auszahlung bekommen, wächst von Monat zu Monat. 


Affiliate.de: Und der Pool der Karteileichen?

Affilinet (Mössner): Der wächst natürlich mit, das ist klar. Aber das eine geht nicht ohne das andere.


Affiliate.de: Spüren Sie denn keine Umsatzeinbrüche durch Google AdSense?

Affilinet (Mössner): Nein.


Affiliate.de: Wirklich nicht?

Affilinet (Dörje): Nein. Überhaupt nicht.


Affiliate.de: Überhaupt nicht?

Affilinet (Dörje): Überhaupt nicht. Wir wachsen überproportional und werden 2005 das stärkste Jahr haben. Das ist wohl der beste Indikator.

Affilinet (Mössner): Wir haben auch unser Personal deutlich aufgestockt. Aktuell arbeiten 35 Mitarbeiter bei affilinet in Deutschland, weil wir uns in Zukunft verstärkt den Advertisern und Publishern zuwenden wollen, weil wir in Verhandlungen gehen, weil wir unsere Top-Publisher persönlich kennen; selbige können wir guten Gewissens empfehlen, wir kennen auch die Advertiser und können so dieses Dreieck Affilinet-Advertiser-Publisher gesund darstellen. Das gibt es in dieser Form bei Google AdSense eben nicht. Nichtsdestotrotz: was das Relevanz-Thema angeht, werden wir auf die mit Google AdSense einhergehende Entwicklung reagieren.


Affiliate.de: Wann?

Affilinet (Dörje): Mit dem eBay "Relevance Ad" haben wir den ersten Step bereits gemacht. Das was wir da mit den Kollegen stemmen, ist irrsinnig aufwendig. Wir gehen davon aus, das wir unsere Lösung ab dem ersten Quartal 2006 anbieten können. Wir glauben auch, das wir die richtige Affiliate Plattform für dieses Projekt sind, weil wir sowohl auf der Advertiser-Seite als auch auf der Publisher-Seite sehr breit aufgestellt sind. Wir setzen nicht nur auf die Dax30 unter den Advertisern und nicht nur auf die SEO's unter den Affiliates, wir halten weiterhin fest am klassischen Affiliate Marketing und den vielen kleinen content-getriebenen Websites.


Affiliate.de: Die Affiliates dahinter werden auch irgendwann groß. Man sollte nie den Nachwuchs aus den Augen verlieren.

Affilinet (Dörje): Richtig. Das sollte man nicht unterschätzen. Und das gilt im Übrigen ebenso für unsere Werbetreibenden bzw. Advertiser. Wir diskutieren zwar gerade heiß darüber, ob wir die Policies verändern wollen, aber es ist sicherlich nicht der richtige Weg, Advertiser ab einem Spending von xxx Euro überhaupt erst ins Netzwerk zu lassen. Sowohl bei den Affiliates als auch bei den Advertisern sind immer wieder völlig neue und unbekannte Perlen mit einem klasse Business-Modell dazwischen. Das ist eine große Stärke von affilinet.


Affiliate.de: Viele Affiliates beschweren sich darüber, dass sie nach ihrer "Bewerbung" für ein Partnerprogramm viele Tage darauf warten müssen, bis sie endlich freigeschaltet bzw. zugelassen werden. Warum muss das so sein? affilinet prüft die Affiliate-Websites ja bereits auf pornografische oder rechtswidrige Inhalte, alle Affiliates im Netzwerk sind bereits vorgeprüft. Dann kommt aber jedes Mal die zweite "Prüfung" durch den Advertiser oder die Agentur des Advertisers, die manchmal wirklich ewig dauert. Das ist doch ein Minuspunkt gegenüber Google AdSense, wo innerhalb von Sekunden wieder relevante Anzeigen für ein neues Projekt eingeblendet werden.

Affilinet (Mössner): Bei Google AdSense gehe ich keine Partnerschaft mit einem Programmbetreiber ein. Die Partnerschaft findet im weitesten Sinne mit Google statt. affilinet kreiert Partnerschaften und die Wartelisten bei attraktiven Programmen sind gerade in der Anfangszeit manchmal sehr sehr lang. Hunderte von Partnern stürzen sich gleichzeitig auf ein Programm und die werden nicht automatisch gelenkt.


Affiliate.de: Das ist verständlich. Aber das Problem ist ja immer noch da...

Affilinet (Dörje): Wir sind momentan dabei, die Programmbetreiber dahin zu bringen, diese Logik im Wesentlichen mit zu tragen und mit zu verstehen. Wir werden uns ganz stark darum kümmern, den einzelnen Advertiser, der da am Hebel ist, an die Hand zu nehmen. Wir verstehen uns nach wie vor grundsätzlich als unabhängige Plattform, d.h. wir wollen auch nicht direkt eingreifen, es liegt in der Verantwortung der Advertiser, welchen Publisher er haben will und welchen nicht. Wir werden da aber einen großen Schritt nach vorne machen in der nächsten Zeit. Grundsätzlich ist es natürlich ein hehres Ziel, Affiliates eine Freischaltung z.B. in 2 Stunden zu garantieren. Die Umsetzung ist aber sicherlich schwierig und für den Programmbetreiber ein Lernprozess.


Affiliate.de: Vielleicht haben Partnerprogramme in Affiliate Netzwerken deswegen so viele Karteileichen, weil viele davon Tage und Wochen warten müssen und zum Zeitpunkt der Freischaltung schon wieder etwas ganz anderes im Kopf haben?

Affilinet (Mössner): Da unterscheidet sich der Programmbetreiber bei affilinet aber nicht von dem unserer Mitbewerber. Auch dort wird die Prüfung händisch vollzogen. Bei vielen großen Plattformen ist dieser Prozess sehr kompliziert. Ich nehme als Beispiel das Partnerprogramm einer Bank. Die Bank wird von einer Agentur betreut, die Agentur macht eine Vorselektion und Screenshots der Bewerber-Websites, legt diese der Bank vor, die machen dann wieder eine Filterung, spielen das dann an die Agentur zurück und nach dieser letzten gefilterten Liste werden dann die Freigaben gemacht. Die Strukturen sind da sehr komplex.


Affiliate.de: Die arme Bank. Wenn sie Screenshots der Bewerber-Websites voraussetzt, bekommen die nie einen SEO oder einen AdWords Affiliate.

Affilinet (Mössner): Das ist das Problem. Deswegen versuchen wir unseren Programmbetreibern auch deutlich zu machen, dass nicht unbedingt die Kategorie, aus der der Partner kommt, wichtig ist, sondern die Methode, mit der der Partner die Umsätze generiert. Der Top-Partner eines großen Mobilfunkanbieters ist nicht unbedingt eine Telekommunikationsseite. Die Website selbst kann thematisch in einer völlig anderen Ecke liegen, aber der Betreiber kann ein guter Suchmaschinoptimierer sein und nutzt das gute Ranking seiner Fischzuchtseite, um seine anderen Projekte gut bei Google unterzubringen.


Affiliate.de: Es gibt mittlerweile viele Affiliate Netzwerke in Deutschland. Affilinet, Zanox, TradeDoubler, CJ ist neu auf dem deutschen Markt, etwas abgeschlagen dahinter Adbutler und Superclix. Und alle kämpfen um dieselben Advertiser und um dieselben Affiliates. Es passiert ja nicht selten, dass gute Programmbetreiber in allen Netzwerken gleichzeitig starten. Da braucht man einen USP (Unique Selling Proposition = einzigartiger Wettbewerbsvorteil). Was ist der USP von Affilinet, was haben die anderen nicht?

Affilinet (Dörje): Über unsere Wettbewerber möchte ich mich nicht äußern. Wenn ich oben anfange, würde ich die Organisationsstruktur durch die Zugehörigkeit zu United Internet und AdLink nennen. Das ist ein wichtiger Baustein für uns, um schnell auch international zu wachsen zu können. Wir werden organisch wachsen in den einzelnen Ländern, als erstes Land wird im Herbst UK gelauncht. Dort haben wir eine starke Geschäftsführerin gewonnen: Niki Iapino, die 2000 CJ UK gegründet hat. Mittlerweile haben wir auch schon 4 Mitarbeiter in UK. Die gesamte Internationalisierungs-Strategie von Affilinet fällt uns jetzt wesentlich leichter mit der Infrastruktur von AdLink, weil AdLink bereits in 10 Ländern ist. Dadurch können wir eine schnelle Expansion umsetzen. Wir wollen auch nicht mit einem Partnerschafts-Ansatz in die anderen Länder gehen, sondern wirklich organisch mit eigenen Leuten vor Ort, die etwas von dem Geschäft verstehen. Sie können auch davon ausgehen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein weiteres Land dazukommen wird.


Affiliate.de: Also Frankreich.

Affilinet (Dörje): Das möchte ich nicht bestätigen, nicht kommentieren.


Affilinet Büroraum

Gute Aussicht: affilinet Büroraum

Affiliate.de: Aber lassen Sie uns beim USP mal die Internationalisierung weglassen. Was hat der deutsche oder österreichische Affiliate, der nur deutschsprachigen Traffic konvertiert und nichts mit UK zu tun hat, hier vor Ort für einen Vorteil bei Affilinet?

Affilinet (Dörje): Der USP ist glaube ich immer noch der Gleiche: die große Vielfalt an Programmen! Das ist eine Stärke von Affilinet und nach wie vor ein sehr wichtiges Thema. Der USP in Zukunft wird sein, das wir einfach Menschen sind, die man anrufen kann, mit denen man wirklich viel sprechen und diskutieren kann! Wir differenzieren uns da schon heute vom Wettbewerb wesentlich.


Affiliate.de: "Anrufen" - gilt das für jeden, auch für den, der sich heute erst registriert? Oder ist das ein Privileg für Top-Affiliates?

Affilinet (Mössner): Das gilt für jeden, der hier als Kunde eingetragen ist.


Affiliate.de: Also für jeden Affiliate, sei er noch so "klein"?

Affilinet (Mössner): Für jeden Affiliate.


Affiliate.de: Jeder Affiliate ist also willkommen anzurufen? Es gibt immer wieder Affiliates, die sich über schlechten telefonischen Support beschweren.

Affilinet (Mössner): Wir haben mittlerweile über 250.000 aufgelaufenen Partner und zur Zeit 6 Mitarbeiter im Support. Da kann man sich ausrechnen, wie oft die Leitungen zu gewissen Zeiten besetzt sind. Aber noch einmal: jeder bekommt von uns Telefon-Support und e-Mail-Support. Für unsere Top-Partner und Top-Programmbetreiber haben wir auch einen Support vor Ort. Wir legen sehr großen Wert darauf, dass unsere aktiven, guten Publisher auch in direkten Kontakt mit den Advertisern kommen. Wir haben erst letzte Woche ein großes Event zusammen mit Arcor gestaltet. Unser Slogan ist "gemeinsam erfolgreich zu sein". Wir halten uns nicht zurück und sagen "macht mal!". Wir werden dieses Thema in Zukunft noch verstärkt angehen. Nicht umsonst haben wir gerade einige neue Mitarbeiter eingestellt, wir wollen die Ressourcen schaffen, um die persönlich Betreuung weiter auszubauen.


Affiliate.de: Telefon- und e-Mail-Support, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche?

Affilinet (Mössner): 24 Stunden nein, aber zu den gewöhnlichen Bürozeiten.


Affiliate.de: Also Montag bis Freitag. Warum nicht 24 Stunden? Manche Affiliates sind Angestellte im Berufsleben, die fangen erst um 20 Uhr an. Andere arbeiten ausschließlich am Wochenende. Dann hat einer eine geniale Idee und noch eine Frage dazu, aber die nächsten 2 Tage ist keiner zu erreichen! Warum nicht 24 Stunden?

Affilinet (Mössner): Wir haben keine Hotline. Das ist der große Unterschied. Wir haben einen technischen, persönlichen Support. Das Problem ist nicht wie bei einem Online-Banking-Kunden kurz und einfach am Telefon zu lösen. Da laufen Prozesse an, die bewältigt werden müssen, da geht es um echte Problemlösungen, da sind Marketing- und ein Sales-Aspekte dabei. Da findet sehr viel Interaktion auf verschiedenen Ebenen statt. Das kann man nicht mit einer normalen Hotline bedienen.


Affiliate.de: Die Erreichbarkeit auch zu Wochenendzeiten ist also nie geplant?

Affilinet (Dörje): Das ist nicht richtig. Nie geplant ist nicht richtig. Wir sind momentan bei der Ausgestaltung der Betreuung unserer Publisher und Advertiser, da befinden wir uns mitten im Diskussionsprozess. Auch dieser Punkt steht bei uns auf der Agenda, es ist aber noch nicht darüber entschieden.


Affiliate.de: Der USP von Affilinet noch einmal in einem Satz zusammengefasst?

Affilinet (Dörje): Top-Betreuung der Publisher, persönliche Betreuung der Advertiser.


Affiliate.de: Garantierte persönliche Top-Betreuung der Affiliates auch in Zukunft?

Affilinet (Dörje): Die wird nur noch besser!

Affilinet (Mössner): Wir werden auch die technische Flexibilität, was das Anpassen unseres Systems angeht, verbessern.


Affiliate.de: Gibt es beim Tracking irgendeine Baustelle?

Affilinet (Dörje): Ich bin erst seit zwei Monaten bei Affilinet dabei. Ich sehe da sowohl bei den Advertisern als auch bei den Publishern noch ein großes Aufklärungspotenzial. Es gibt keinen wirklichen Netzwerk-Vergleich der Trackingsysteme, um herauszufinden, wo wir denn nun wirklich stehen. Das ist gerade ein Kernthema.

Affilinet (Mössner): Es bedarf da aber nicht nur der Aktionen von uns, sondern auch der Einsicht auf der Advertiserseite, die einiges daran setzen müssen, das Tracking so lückenlos wie möglich zu gestalten: Cookie-Akzeptanz, Session ID's, Datenbank-Speicherung der Partner. Es gibt verschiedene Modelle, die in der Kombination - das machen einige Programme recht gut - ein lückenloses Tracking gewährleisten können. Legen wir dem z.B. Cookie-Tracking zugrunde. Wenn die Cookies nicht eingeschaltet sind, dann haben wir noch die Session ID. Ist die Session unterbrochen, wurde vielleicht bereits die Partner-ID gespeichert. Die Möglichkeiten bestehen, den gewonnenen Kunden auch später zuverlässig dem Partner zuzuordnen. Diese Einsicht muss aber auch bei den Advertisern vorliegen. Wenn man ein Affiliate Programm startet, muss man den Partner auch technisch so in Empfang nehmen, dass der sich ausreichend belohnt fühlt.


Affiliate.de: Haben Sie das Gefühl, dass dieses Thema bei vielen Programmbetreibern nicht ausreichend im Fokus ist?

Affilinet (Mössner): Das Bewusstsein muss einfach geschaffen werden, dass ein Programm so attraktiv ist, wie zuverlässig die Provisionen bezahlt
Thomas Mössner

"Ein Partnerprogramm wird danach bemessen, wie zuverlässig es trackt und wie groß das Interesse des Betreibers ist, das Tracking so optimal wie es geht zu halten"

werden. Das bindet die Partner. Ein Programm wird danach bemessen, wie zuverlässig es trackt und wie groß das Interesse des Betreibers ist, das Tracking so optimal wie es geht zu halten. Der Flaschenhals ist nicht bei uns.



Affiliate.de: Wo wir jetzt bei der Selbstverantwortung der Programmbetreiber sind: wie viele ihrer Advertiser lassen sich eigentlich von Agenturen betreuen? Sind es bereits 50% oder noch weit weniger?

Affilinet (Dörje): Es sind viel weniger. Wir glauben wir, dass Agenturen wichtig sind in diesem Prozess und dass wir mit Agenturen zusammenarbeiten wollen. Deswegen werden wir zur OMD ein Kooperationskonzept vorstellen, in dem wir gemeinsam mit den Agenturen unsere Spielregeln festlegen. Trotz alledem glauben wir, dass es das Richtigste für den Advertiser ist, sein Affiliate Programm selber in der Hand zu haben und sich eine eigene Organisation dafür aufzubauen. Aber diese Entscheidung muss jeder für sich selber treffen.


Affiliate.de: Ist Affilinet also contra Agenturen oder pro Agenturen?

Affilinet (Mössner): Pro Engagement. Eine gute Agentur ist besser als ein schlechter Advertiser, der alles selbst macht, aber nie da ist, weil er z.B. die Ressourcen oder das technische Know-how nicht hat. Es gibt Programme, die mit einer Agentur durchaus dazugewinnen, für andere Programme wäre es besser, selber zu betreuen. Diese Frage ist aber so individuell wie das Programm an sich.


Affiliate.de: Es soll Netzwerke geben, die unbestätigte Provisionen (Sales und Leads) nach 30 Tagen einfach schließen bzw. dem Affiliate gutschreiben. Wo geht da die Reise bei Affilinet hin?

Affilinet (Mössner): Es gibt durch die Vielfalt der Programme sehr viele Ausnahmen,  die berechtigt sind, Provisionen länger auf "offen" stehen zu lassen, bei DSL zum Beispiel werden sehr viele Prozesse angeschoben, die einfach Zeit brauchen. Anderes Beispiel: die Vorbestellung eines neuen Harry Potter Buches, das geht bis zu einem Jahr im Voraus, da muss und soll die Provision ja auf "vorgemerkt" bleiben. Es gibt für jede Sparte berechtigte Ausnahmen. Natürlich sind wir auch daran interessiert, dass die Leads schnell frei gegeben werden. Wir führen deswegen tägliche Telefonate und forcieren auch, dass bei dem einen oder anderen ein bisschen besser gearbeitet wird. Unter dem Strich können wir aber sagen, dass die aktiven, guten und großen Programme ihre Sales regelmäßig und zuverlässig bearbeiten.


Affiliate.de: Welche Branchen bzw. Bereiche laufen bei Affilinet am Besten? Was lohnt sich jetzt in der Vorweihnachtszeit?

Affilinet (Mössner): Telekommunikation, da haben wir auch alle großen Namen im Portfolio. Dating funktioniert auch gut.


Affiliate.de: Wie sieht es aus mit einem Affilinet-Ranking, aus dem man die Performance der einzelnen Programme transparent herauslesen kann?

Affilinet (Mössner): Ein Ranking für die Publisher einzuführen, das wirklich eine Aussage darüber zulässt, wie gut welches Programm performt, ist sehr schwer.
Affilinet mit Stefan Zwanzger (Mitte)

 
Affiliate.de: Die haben dort Indizes, richtig?

Affilinet (Dörje): Genau, das sind Indizes und da habe ich eine ziemlich klare Meinung dazu: das werden wir nicht tun! Wir werden Empfehlungen aussprechen, insbesondere im Rahmen des Relaunches der Affilinet-Seite, die in Kürze stattfindet. Ein großer Sprung nach vorne. Wir werden dann konkrete Empfehlungen auf der Startseite aussprechen, nicht nur für die großen Namen unter unseren Werbetreibenden.


Affiliate.de: Ich bin kein Konzernkritiker, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass viele "Große" gerade die schlechtesten Affiliate Programme aufsetzen...

Affilinet (Mössner): Die großen Konzerne haben einen Vorteil, sie haben einen gewissen Wiedererkennungswert. O2 kennt jeder von Plakaten, der Nutzer sieht es auf einer Partner-Website und klickt. Es ist einfach von Vorteil, einen großen Namen zu haben. Unsere Aufgabe ist es nun, bei den Gesprächen mit den Publishern auch auf die Programme hinzuweisen, die nicht unter den Top 10 sind, aber trotzdem ein hohes Potenzial haben durch einen engagierten Advertiser im Hintergrund, der sein Programm und seine Partner gut pflegt.


Affiliate.de: Umstrukturierung, United Internet, AdLink - Affilinet ist eingebettet in ein neues großes Ganzes. Was wird sich dadurch mittelfristig ändern? Kapital ist ja jetzt auch zu Genüge da.

Affilinet (Dörje): Wir forcieren die europäische Internationalisierung 2005 und 2006. Dazu bewegen wir uns gerade massiv im Stadium einer Organisationsentwicklung. Wir stellen gerade sukzessive neue Mitarbeiter ein, um auch unserem Wachstum gerecht zu werden. Momentan wächst Affilinet gigantisch, was schön ist, dahinter muss sich aber auch die Organisation entsprechend entwickeln. Das sind die großen Themen. Ein weiteres Thema wird der Bereich Consulting und Beratung, den wir anbieten werden, wo wir einen klasse Mann gewonnen haben. Ich darf noch nicht verraten, wer das ist, aber es ist jemand, der aus der Branche kommt und davon sehr viel versteht. Damit decken wir einen wichtigen neuen Produktbereich ab. Außerdem werden wir bis Ende des Jahres auch Kampagnenmanagement bei Affilinet implementieren. Ansonsten bleiben wir so freundlich wie wir sind. Und so anfassbar und so menschlich. Dafür trete ich ein.

Affilinet

Hinter diesem harmlosen Lächeln verbergen sich unendliche Insider-Informationen und jahrelange Erfahrung mit Partnerprogrammen


Affiliate.de: Manchmal ist es so, wenn das große Geld und die großen Investoren kommen, dann geht ein bisschen was von dieser Freundlichkeit, der Gründermentalität und dem guten, persönlichen Umgang verloren. Aber als Affiliate Netzwerk wird man eben nur dann groß, wenn man auch mit dem Nachwuchs gut umgeht.

Affilinet (Dörje): Auf jeden Fall. Das kann man so schön sagen aber natürlich muss man dahinter auch die richtigen Ressourcen und Strukturen entstehen lassen. Für uns nicht nur ein Lippenbekenntnis sondern bereits heute Realität!


Affiliate.de und Stefan Zwanzger danken für das unzensierte ausgiebige Gespräch.